Agatha Christie - Hercule Poirot

Rätsel um Arlena

Evil under the sun (1941)
Ullstein (1969)

Agatha Christie: Rätsel um Arlena
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Auf einer Ferieninsel geschieht ein Mord, den nur Poirot aufklären kann.

Raffiniert angelegt, in einigem Tod auf dem Nil nicht unähnlich.

Wer den (an sich recht guten) Film mit Peter Ustinov kennt, kennt nichts. Oh sicher, der Mord ist ähnlich angelegt, aber das ganze Drumherum wurde doch sehr stark abgeändert. Personen wurden zusammengelegt, gestrichen, einem Geschlechterwechsel unterzogen, die Handlung wurde von einer englischen, bei Ebbe mit dem Festland verbundenen Insel, auf eine richtige Insel verlegt. Und schließlich wurde der biographische Hintergrund des Mörders geändert.

Außerdem ermittelt im Film Poirot alleine, während er hier einen Polizisten unterstützt.

Schön ist, daß Hastings kurz auftaucht, daß immer wieder auf Tod auf dem Nil Bezug genommen wird.

Unter den vielen Guten Poirot-Krimis, ist dies hier einer der besten.
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Taken at the flood

Taken at the flood (1948)
Fontana (1974)

Die Geschichte spielt während des zweiten Weltkriegs. Ein vermögender Mann stirbt bei einem Luftangriff. Er hinterlässt kein Testament aber eine ganze Reihe Erben - die alle gern mehr Geld hätten.

Nicht gerade herausragend.
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Tod auf dem Nil

Death on the Nile (1937)
Scherz (1972)

Agatha Christie: Tod auf dem Nil
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Linnet Ridgeway spannt einer Freundin den Verlobten aus und begibt sich mit ihm auf eine Hochzeitsreise auf dem Nil. Dort begegnet sie Hercule Poirot - und ihrem Schicksal.

Mehrfach verfilmt (hochkarätig besetzt mit Peter Ustinov als Poirot, noch eine Spur näher an der Vorlage mit David Suchet).

Tod auf dem Nil dürfte eines der besten Bücher von Christie sein und wegen der Verfilmung mit Ustinov wohl auch eines ihrer bekanntesten. Die Auflösung ist so bizarr und dabei eigentlich so naheliegend, daß man kaum in Gefahr gerät sie zu vergessen.

Die Personen sind klar von einander zu trennen (und kommen Christie-Lesern sehr vertraut vor), Poirots Assistent ist diesmal Colonel Race, der im Roman deutlich später als im Film erscheint. Hastings und Japp werden von Poirot erwähnt.

Wer den Ustinov-Film kennt, wird fast alle Personen und fast alle Szenen wiedererkennen (auch wenn es durch die Streichung einiger Personen zu Änderungen gekommen ist).

Ein Buch, das von vorne bis hinten Spaß macht.
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Der Todeswirbel

Taken at the flood (1950)
Ullstein (1973)

Das ganze beginnt mit einem Brief, der ein Rätsel enthält.
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Tod in den Wolken

Death in the air (1935)
Goldmann (1978)

Agatha Christie: Tod in den Wolken
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Es fängt ganz harmlos an. Eine junge Frau fliegt von einem Frankreich-Urlaub nach England zurück. Alles ganz normal, alles ganz harmlos - bis entdeckt wird, daß eine angeblich schlafende Passagierin tot ist. Da trifft es sich gut, daß Hercule Poirot einer der Passagiere ist.

man kann sich kaum einen Raum vorstellen, der besser für ein Closed-Room-Mystery (also ein nur in einem abgeschlossenen Raum spielenden Kriminalfall) geeignet ist, als eine Flugzeugkabine. Christie lässt in der Nähe des Opfers einen vergifteten Pfeil finden, lässt eine Wespe durch die Kabine fliegen und liefert am Schluss eine für die meisten Leser wohl verblüffende Lösung.

Nur: Dieses Mal schummelt Christie.

Sicher, sie lenkt die Aufmerksamkeit von Anfang an auf die Wespe, der aufmerksame Leser hat dadurch die Möglichkeit, recht früh die Identität des Mörders zu durchschauen. Aber man hat kaum eine Möglichkeit den Tathergang zu erkennen und noch viel weniger als den Beweggrund.

Am Schluss bleibt ein etwas unbefriedigtes Gefühl.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Das Buch ist nicht schlecht, es ist sogar recht locker geschrieben, aber weit davon entfernt, eines ihrer ganz großen (wie z.B. der Poirot des Vorjahres: Mord im Orientexpress) zu sein.

Zwei Bemerkungen am Rande. Dies ist eines der wenigen Christie-Bücher die im Text datiert werden: Der Mord fand statt Dienstag den 18.09. (Seite 33) 1936 (Seite 60). Und dazu, was heute vielleicht nicht verstanden wird: Im Gepäck von Miss Kerr finden sich zwei Tauchnitz-Bücher (Seite 65). Der Verlag Tauchnitz veröffentlichte die Vorgänger der heutigen Taschenbücher. Wenn ich nicht die Studie in Scharlachrot in einer Tauchnitz-Ausgabe hätte, wäre mir das nicht bekannt. Obwohl es sich um einen deutschen Verlag handelte, veröffentlichte er auch auf Englisch. Es ist daher gut möglich, daß an dieser Stelle im Originaltext ebenfalls von Tauchnitz die Rede ist und nicht allgemein von Paperback.
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Der Tod wartet

Appointment with death (1937)
Scherz (1976) / (1984)

Agatha Christie: Der Tod wartet Agatha Christie: Der Tod wartet
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In einem Hotel hört Hercule Poirot den Satz: "Du sieht doch ein, daß sie umgebracht werden muß". Er kann das Schicksal in seinem Lauf nicht aufhalten, aber er kann den Mörder finden.

Verfilmt mit Peter Ustinov.
Als ich das Buch (im Jahr 2009) wieder las, hab ich tatsächlich den Film darin nicht wiedererkannt. Das liegt vor allem daran, daß Mrs. Boynton im Buch sehr viel von Jabba the Hut hat und gleichzeitig etwas von einem Jedi-Ritter. Sie ist fett und fast unbeweglich, manipuliert ihre Familie jedoch, in dem sie ihnen einfach Vorschriften macht, die diese wie hypnotisiert wiederholen und sofort ausführen.

Die Lösung des Buches ist gut versteckt. Um ehrlich zu sein: Ich hatte eine viel literarische Lösung erwartet, immerhin war angedeutet worden, daß sie eine Haushaltshilfe zerstört hat, in dem sie sie schwanger aus dem Haus warf, kurz danach wurde mitgeteilt, daß eben die von mir verdächtigte Figur bei einer Tante aufgewachsen ist. Ganz beiläufig, so daß man es kaum merkt. Entweder ein ganz hervorragendes Ablenkungsmanöver oder ein Rest eines letztendlich verworfenen Endes.

Poirot taucht ganz am Anfang auf, verschwindet dann für die erste Hälfte des Buches und beherrscht es im zweiten Teil.

Oberst Race wird erwähnt, ebenso der Mord im Orient-Express und die ABC-Morde.

Bei der Auflage von 1984 handelt es sich um eine Neuübersetzung.


Ups. Das kommt davon, wenn man den Roman mehrfach hat. Ich habe die Neuübersetzung 2017 erneut gelesen.

Nein, das Buch gehört nicht zu den stärksten Romanen Christies, was ganz einfach daran liegt, daß Poirot bestenfalls eine Nebenrolle spielt.

Familie Boynton, deren Oberhaupt die fette Ex-Gefängniswärterin war, ist von ihrem Aufbau her recht interessant, wenn auch nicht ganz glaubhaft. Ich kann mir vorstellen, daß ein Mensch völlig unter der Kontrolle eines anderes steht, aber hier haben wir es mit vier Personen zu tun. Ich bin der festen Überzeugung, wenn es eine Familie mit einer solchen Konstellation gäbe, käme es zu Fraktionsbildungen und wenigstens eine Person würde gegen das Schreckensregime aufbegehren.

Auch beim jetzigen Lesen hatte ich am Ende das Gefühl, daß Christie Erzählstränge begonnen hat, die ins Nichts führen. Man kann natürlich behaupten, das diene nur dazu den Leser zu verwirren. Möglich. Aber für wahrscheinlicher halte ich, daß Christie ursprünglich eine etwas komplizierte Lösung plante, die sie dann verworfen hat, nachdem Poirot eh bei der Auflösung im Nebel stochert.

Es handelt sich um Christies 23. Roman, der erstmals am 02.05.1938 veröffentlicht wurden, nachdem er vorher (1937) in einer amerikanischen Zeitschrift in Fortsetzungen erschien (Collier's Weekly 20.08. - 23.10 1937). Erst danach erschien die Geschichte in England (Daily Mail 19.01.-19.02.38) Allerdings war diese Erstfassung gekürzt.

Wie man sich denken kann, sind die Ausflüge und Reisen von eigenen Erfahrungen mit ihrem zweiten Ehemann beeinflusst.

Die Verfilmung mit David Suchet ist eine Enttäuschung - aber nicht seinetwegen. Vielmehr ist es das Drehbuch, das sich an viel zu vielen Punkten von der Vorlage entfernt. Eine verpasste Chance, wirklich. Da hat man eine Idealbesetzung und vergeigt es, weil man glaubt, es besser als Agatha Christie machen zu können.

Unverständlich.

Der Beginn des Romans:

Agatha Christie (zitiert nach der englischsprachigen Wikipedia Scherz (1976) Ursula Gail (Scherz 1984)
"You do see, don't you, that she's got to be killed?" "Du siehst doch ein, daß sie umgebracht werden muß, nicht?" "Und du? Du denkst doch auch, daß sie am besten tot wäre!"


Auf der ersten Seite wird in der alten Übersetzung wird Trollope als "Anthony Trollope, der berühmte Romanschriftsteller" bezeichnet. Bei Gail ist von irgendeinem englischen Schriftsteller die Rede, der im nächsten Satz als Trollope ohne Vornamen genannt wird. Wikipedia nennt zwei Trollopes, die Christie gekannt haben könnte. Einer heißt - Anthony.

Interessant ist ein Vergleich des Schlusses in den Übersetzungen:

Scherz (1976) Ursula Gail (Scherz 1984)
Ihre Stimme ging leise, fast ohne Pause, in die Zeilen von Cymbeline über, deren Musik die anderen wie gebannt lauschten:

Fürchte nicht mehr Sonnenglut,
Noch des grimmen Winters Hohn!
Jetzt dein irdisch Treiben ruht,
Bist daheim und hast den Lohn ...
Nach einer kaum spürbaren Pause zitierte sie leise eine Strophe aus "Cymbeline". Die anderen lauschten wie verzaubert.

"Fürchte nicht mehr Sonnenglut
Noch des Winters grimmen Hohn!
Jetzt dein irdisch Treiben ruht,
Heim gehst, nahmst den Tageslohn."


Cymbeline ist einerseits der Titel eines Stücks von Shakespeare, andererseits der Name des Hauptdarstellers.

Gail folgt der Übersetzung von Dorothea Tieck (aus dem Jahr 1833), während der Erstübersetzer näher an Shakespeare ist. Bei dem englischen Barden heißt es:

Fear no more the heat o' the sun,
Nor the furious winter's rages;
Thou thy worldly task hast done,
Home art gone, and ta'en thy wages:
Golden lads and girls all must,
As chimney-sweepers, come to dust.

Zum einen geht es also in Zeile zwei um eine Eigenschaft des Winters, nicht des Hohns, zum anderen sind die Auslassungspunkte korrekt, denn das Zitat endet an dieser Stelle eigentlich nicht.
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Der Unfall und andere Fälle

? (???)
Scherz (1973)

Agatha Christie: Der Unfall und andere Fälle
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Kurzgeschichten:

  • Der Unfall (Accident - Aus Sunday Dispatch - 22.09.1929)
  • Poirot - Der Traum (The dream - Aus The Strand Magazine 566 (Februar 1938))
  • Haus Nachtigall (Philomel Cottage - Aus The Grand Magazine 237 (November 1924))
  • Poirot - Die spanische Truhe (The Mystery of the Spanish Chest - 1960)
  • Das Geheimnis des blauen Krugs (The Mystery of the Blue Jar - Aus The Grand Magazine 223 (Juli 1924))
  • Poirot - Das Wespennest (Wasp's Nest - Aus The Daily Mail 20.11.1928)
  • Marple - Greenshaws Monstrum (Greenshaw's Folly - Aus Woman's Journal (August 1960))

Philomel Cottage liegt mir in drei Versionen vor, die ich hier vergleichen will.

Da ist zum einen das Original in Witness for the Prosecution und eine weitere deutsche Übersetzung in Villa Nachtigall.

Agatha Christie Maria Meinert und/oder Renate Weigl (Scherz - 1964 ) Peter Naujack (1974 ?)
"Good-by, darling."

"Good-by, sweetheart."

Alix Martin stood leaning over the small rustle gate, watching the retreating figure of her husband, as he walked down the road in the direction of the village.
"Auf Wiedersehen, Liebling!"

"Auf Wiedersehen, mein Schatz!"

Alix Martin lehnte sich über das Gartentor und sah ihrem Mann nach, der den Weg zum Dorf hinunterging.
"Auf Wiedersehen, Liebling."

"Auf Wiedersehen, Liebster."

Alix Martin stand über den niedrigen Holzzaun gelehnt und blickte der langsam kleiner werdenden Gestalt ihres Mannes nach, der die Straße in Richtung auf das Dorf hinunterging.


In beiden Übersetzungen wird unterschlagen, daß das Gartentor knirscht. "Darling" und "Sweetheart" haben den selben Bedeutungsinhalt. Beide Übersetzer haben der Versuchung widerstanden, beide Begriff mit "Liebling" zu übersetzen. Alles in allem scheint mir die Übersetzung Naujacks etwas genauer (auch wenn "Gartentor" genauer ist als "Holzzaun".


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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Dead man's folly (1956)
Scherz (1972)

Agatha Christie: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
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Im Auftrag von Sir George Stubbs soll Ariadne Oliver ein Mörderspiel in Nasse House organisieren. Von unbestimmten Vorahnungen erfüllt, bittet sie, Hercule Poirot, sie zu unterstützen. Auch Poirot erhält bald den Eindruck, daß etwas nicht stimmt. Ist Hattie Stubbs so dumm wie sie tut? Warum gibt Mr. Folliat, die ehemalige Besitzer von Nasse House sich damit zufrieden, in einem Gärtnerhäuschen zu wohnen? Was verbirgt Physiker Alec Legge?

Als während der Mörderjagd das von Mrs. Oliver auserwählte Opfer tatsächlich ermordet aufgefunden wird, bekommen all die kleinen Merkwürdigkeiten eine größere Wichtigkeit.

Ein später Poirot der Spaß macht (was vor allem an Ariadne Oliver liegt). Die Figuren besitzen kein Eigenleben, sind kaum mehr als Standards der Autorin. Mrs. Lemon hat einen Kurzauftritt, Poirots Diener George ebenfalls, Hastings wird erwähnt. Und Poirot verzichtet auf französische Einwürfe.

Das Ende bleibt etwas unbefriedigend. Wir erleben die Verhaftung nicht mit, ob der tatsächliche Mörder jemals gefasst wird, bleibt völlig offen.

Verfilmt mit Peter Ustinov (wahrscheinlich die beste seiner TV-Verfilmungen, weil der Humor der Vorlage erhalten bleibt), allerdings ist dort Sir George viel zu jung dargestellt. Bislang keine Verfilmung mit David Suchet.

Insgesamt gesehen, würde ich das Buch zu den besseren Büchern Christies rechnen.
Mail an Ralf H.